Das Areal des Schulhauses Martin-Haffter zeichnet sich durch seine grosszügigen Platzverhältnisse aus. Der Neubau steht als dreigeschossiger Holzbau auf dem bestehenden unterirdischen Notspital, welches ein für Schulbauten ideales Grundraster aufweist. Mit dem neuen an der südlichen Arealgrenze liegenden Standort wird das Grundkonzept des Aussenraums mit der in Ost-West-Richtung laufenden zentralen Achse gestärkt und die Schule erhält zusammen mit dem Kindergarten einen zentralen Aussenraum.
Das Herzstück ist der Saal im Zentrum des Gebäudes. Im offenen Zustand dient er der sozialen Interaktion und gibt der Schule eine unverwechselbare Identität. Die beiden Lichthöfe führen Tageslicht bis ins Erdgeschoss und gewähren unterschiedliche Sichtbeziehungen über alle Geschosse hinweg. Damit erfahren die Kinder das Haus als Gesamtheit. In den Obergeschossen sind die Unterrichtsräume kranzförmig entlang der Fassade angeordnet. Mit dieser räumlichen Konfiguration werden flexibel nutzbare und unterschiedlich schaltbare Strukturen für den modernen Unterricht angeboten. Die stirnseitig zur Fassade stehenden Klassenzimmer und die Garderobenbereiche werden zusätzlich über die Lichthöfe belichtet. Die oberhalb des Saals liegende Bibliothek bzw. der Multifunktionsraum verbinden die beiden je von einem Treppenhaus erschlossenen Gebäudeteile.
Durch seine Form und seine ruhige und einladende Gestaltung ist der Neubau in seiner städtebaulich sehr heterogenen Umgebung klar als Schule und als öffentlicher Bau erkennbar. Seine Erscheinung als Holzbau leitet sich aus der Konstruktionsart ab und wird innen und aussen offen gezeigt. Das Fügen und Schichten von Bauteilen, der horizontale und vertikale Lastabtrag werden sichtbar und verständlich. Die Erscheinung und Haptik des Holzes schaffen darüber hinaus eine warme und angenehme Lernumgebung.
Für das Schulhaus wurde ausschliesslich einheimisches Holz verwendet; nebst den kurzen Wegen für Transport und Verarbeitung ist dieser Beitrag an die Nachhaltigkeit für die Schule und für die Stadt Weinfelden ein wichtiger Identitätsfaktor.
Das Schulhaus hat den Thurgauer Energiepreis 2023, Kategorie Neubauten gewonnen.
Wettbewerb im offenen Verfahren, 2017, 1. Preis
Bauherrschaft
Primarschulbehörde Weinfelden
Holzbauingenieur, Bauphysik, Akustik und Brandschutz
Pirmin Jung Schweiz AG, Sargans
Bauingenieur
Rolf Soller AG, Kreuzlingen
Elektroingenieur
Bühler + Scherler AG, St. Gallen
HLKKS
Wirkungsgrad Ingenieure GmbH, Rapperswil-Jona (Vorprojekt), Amstein + Walthert, Frauenfeld (ab Bauprojekt)
Landschaftsarchitektur
WMG Gartenarchitektur GmbH, Kreuzlingen
Signaletik
TGG, St. Gallen
Totalunternehmer
Implenia Schweiz AG, Frauenfeld
Gebäude
5’800 m² SIA 416 / 24’200 m³ SIA 416
Planung und Realisation
2017–21
Energiestandard
Minergie P
Fotos
Ladina Bischof, Arbon
Mitarbeit
Thomas Misik (Projektleitung), Teresa Villa, Claudia Lehmann (Wettbewerb), Alex Protopappas