Die überaus grosszügige Schulanlage, ein Frühwerk von Förderer, Otto und Zwimpfer beeindruckt durch ihre brutalistische Architektur mit ihrem starken Formwillen und ihren reichhaltigen und ebenso determinierenden Aussen- und Innenräumen. Beim Neubau für die Tagesbetreuung führen aktuelle Anforderungen an die Nachhaltigkeit und an die strukturelle Flexibilität automatisch zu anderen architektonischen Formen. Auf der städtebaulichen Ebene ergänzt der Neubau die bestehende Anlage, auf der architektonischen und funktionalen Ebene findet der Neubau eigenständige Themen, welche die bestehende Anlage sinnvoll ergänzen.
Das viergeschossige Gebäude beherbergt pro Geschoss je eine Tagesschulgruppe mit bis zu 200 Kindern an Spitzentagen. Diesem Umstand trägt die grosszügige und effiziente Treppenanlage Rechnung. Zwei Gruppen haben einen ebenerdigen Bezug nach aussen, die anderen zwei Gruppen sind über einen, bzw. zwei Treppenläufe erreichbar. Der Erschliessung folgend ist der Grundriss symmetrisch, bzw. wechselseitig angelegt. Die Tagesschule zeichnet sich durch eine innen und aussen bewusst unterschiedliche Gestaltung aus. Innen prägt das Material Holz mit der sichtbaren statischen Struktur die Räume, aussen umhüllt ein unterschiedlich transparentes Kleid aus «Spitzen und Stickerei» das Haus, je nachdem weit oder eng anliegend. Die als Verschattung dienende, technisch geprägte Photovoltaikanlage kleidet die Südseite und das «falsche» Sheddach ein und verleiht dem Thema Nachhaltigkeit einen angemessenen architektonischen Ausdruck. Die Dreiecksformen verwischen das Volumen und nehmen Bezug auf die expressiv gestalteten Backsteinbauten der südlich angrenzenden Wohnsiedlungen aus den 1980-er Jahren.
Wettbewerb im offenen Verfahren, 2021
Bauherrschaft
Hochbauamt Stadt St. Gallen
Holzbauingenieur und Brandschutz
Pirmin Jung Schweiz AG, Sargans
Gebäude
2'000 m² SIA 416 /
6’980 m³ SIA 416
Mitarbeit
Michael Ulmer