Wer mit dem Zug von Bern Richtung Thun fährt, kennt den Bahnhof Münsingen mit seinen charakteristischen Gewölben. In unmittelbarer Nachbarschaft soll die Gemeindeverwaltung an einem Standort konzentriert werden. Im Gegensatz zur gemauerten Konstruktion des Bahnhofs gibt die geschwungene Form dem Holzbau ein textil anmutendes Kleid. Es entsteht ein Verwaltungsgebäude mit sichtbarer Eigenständigkeit und einer von der Bahnlinie her gesehen hohen Zeichenhaftigkeit.
Den charakteristischen Rahmen der frei unterteilbaren, bzw. offenen Büroflächen bildet die architektonische Konstruktion, die ohne innere Verkleidung der Rohbauteile auskommt. Die Deckenkonstruktion der Obergeschosse basiert auf altbekannten Konstruktionsprinzipien als die Arbeit günstig und das Material teuer waren (Hourdis-Decken, gemauerte «Preussische Kappendecke, etc.). Sie besteht aus Massivholzrippen und nur auf Druck belasteten gewölbten Bogenelementen aus «Lehmbeton» (Oxara). Er soll mit lokalem Aushubmaterial hergestellt werden und ist damit rund 20-mal umweltfreundlicher als herkömmlicher Beton. Über den vorfabrizierten Deckenelementen wird vor Ort eine Lehm-Kies-Schüttung aus aufbereitetem Aushubmaterial als Masse für den Schallschutz eingebracht.
Solche Systeme werden wieder aktuell, da sie ausgesprochen materialeffizient und dadurch nachhaltig sind. Der Nachteil der höheren Kosten wird durch Vorfabrikation und Standardisierung mit hoher Stückzahl ausgeglichen.
Wettbewerb im offenen Verfahren, 2023
Bauherrschaft
Gemeinde Münsingen
Holzbauingenieur
Pirmin Jung Schweiz AG, Sargans
Bauingenieur
Weber + Broennimann AG, Bern
Gebäude
5’600 m2 SIA 416 / 18’900 m3 SIA 416